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Die Weihnachtszeit eignet sich besonders gut, spielverderberisch die Moralkeule zu schwingen. Abgesehen davon, dass Sie jetzt allenthalben zum Spenden aufgerufen werden und an Ihr latent schlechtes Gewissen appelliert wird (und Sie tatsächlich auch spenden sollten), die besonders konsumfreudigen Vorfesttage eignen sich hervorragend, sich wieder einmal ausgiebig unsere wenig nachhaltige Lebensweise unter die eigene Nase zu reiben. Oder sich zu fragen, ob man denn wirklich Gutes tut, wenn man denkt, man tue es. In einer globalisierten Welt mit komplex verketteten Waren- und Dienstleistungsflüssen kann das ganz schön herausfordernd sein. Auch wenn sich manche Protagonistin und mancher Akteur das gerne so zurechtrücken: Die Welt hört leider an der Schweizer Grenze (oder welcher Grenze auch immer) nicht auf, unabhängig davon, ob Sie sich gerade das neueste iPhone gegönnt haben, eine (Bio-) Avocado in den Salat schneiden oder dem ganzen Weihnachtsstress nach Thailand entfliehen. Das ist natürlich mühsam und anstrengend, ausserdem haben Sie eh schon den ganzen lieben langen Tag genug Ärger. Trotzdem: Wussten Sie, dass ein Kilogramm Rindfleisch punkto Umweltbelastung, sprich CO2-Produktion, 1600 Kilometern Autofahrt entspricht? Tatsächlich ist es besser, eine autofahrende Vegetarierin als ein fleischessender Fahrradfahrer zu sein. (Über die Grässlichkeiten der industriellen und sonstigen ‚Nutztier‘-Haltung sei an dieser Stelle nicht gesprochen, trotzdem gäbe es auch hier noch eine interessante Frage: Wussten Sie, dass ein gemeines Hausschwein über die Intelligenz eines dreijährigen Kindes verfügen kann?) Ja, laut WWF, u.a., sind an die 70 (!) Prozent der direkten Treibhausgase auf tierische Produkte zurückzuführen. Treibhausgase sind die primäre Ursache für den menschengemachten Klimawandel, dessen Auswirkungen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen eher nicht zum Vorteil des Menschen ausfallen werden; Stichworte hier wären etwa Dürre und Überschwemmungen sowie Migration aufgrund der beiden erstgenannten (mit den Auswirkungen der Migration haben wir es ja hier im Wohlstandseuropa auch nicht so). Falls Ihnen das alles zu düster und humorlos ist: Denken Sie mal an eine gewöhnliche Rinderfarm. Dann ziehen Sie sich vor Ihr inneres Auge ein gewöhnliches Rind. Nun überlegen Sie sich, wie oft und in welchen Mengen so ein Rind im Laufe eines gewöhnlichen Tages pupst, rülpst (Rinder und Kühe haben sieben Mägen!) sowie Kot und Urin lässt. Ja, da kommt eine Menge an Methan zusammen. Deswegen ist der Konsum von Butter noch schädlicher als jener von Rindfleisch (entschuldigen Sie, aber das musste ob des Bildes des pupsenden, rülpsenden und sich entleerenden Rindes gesagt sein). Es stimmt und Sie haben ja recht, wie man’s auch macht, es ist nicht recht. Falls Sie Veganerin sind und Avocados mögen: Bitte nur solche aus biologischem Anbau konsumieren. Erstens ist der Anbau von Avocados extrem wasserintensiv und zweitens werden Avocados aus konventionellem Anbau auf Flächen angebaut, auf denen zuvor Regenwald gerodet wurde. Regenwald wiederum, Sie wissen schon, ist irre wichtig fürs Weltklima und brennende Wälder sind jetzt auch nicht so toll (von wegen CO2-Ausstoss, Klimawandel und so). Ich wünsche uns allen frohe und vor allem konsumarme Festtage!

Fabienne Hoelzel

Kolumne „Frohe Weihnachten“