Hochparterre berichtete über  ein Symposium namens «Learning from Tokyo». Die Erkenntnisse sind sehr interessant. Was bedeuten sie für die Schweiz?

Dichte heisst nicht grosse Blöcke: Ausser in den neuen Quartieren am Hafen hat Tokio kleine Baueinheiten. Die Stadt wirkt so dicht jedoch nicht erdrückend. Statt den Passanten mit Superblöcken zu erschlagen, macht die Kleinteiligkeit die Dichte erträglich. Eine Idee für Schweizer Architekten: Grosse Überbauungen könnte man durch Variation von Stilelementen feingliedriger gestalten!

Enge führt zu Qualität: Häuser direkt am Trottoir, schmale Gassen, dicht belegter Strassenraum. Das zeigt: Für urbane Qualität braucht es keine alten Blockränder, auch ein kunterbundes Gemisch an modernen Bauten kann Stadt schaffen. Sollte in der Schweiz nicht auch der individuell beanspruchte Raum verkleinert werden, zugunsten von mehr öffentlichem Platz?

Bescheidenheit schafft Raum: Die Japaner haben eine andere Beziehung zum Raum. Sie brauchen weniger Platz und nutzen ihn kreativer als Europäer. Der Zürcher, der auf durchschnittlich 54 Quadratmetern haust, würde hier wohl Platzangst kriegen. Schweizer müssen ihren Raumanspruch bändigen. Warum nicht in kleiner Wohnung hausen und sich dafür ganz geschickt einrichten?

Keine Angst vor Nähe: Teils sind die Bauten in Tokio nur eine Armlänge voneinander entfernt. Nähe zu ertragen, ist wahrlich keine schweizerische Eigenschaft. Mit der Durchmischung der Gesellschaft und einer guten Integration von Ausländern können die Schweizer wohl auch hier mehr Flexiblität lernen.

Weniger Regeln: In Japan gibt es zwar strikte Baugesetze, gestalterisch sind die Architekten aber weitgehend frei. In der Schweiz wird diesbezüglich zu wenig gewagt, respektive es gibt zu viele Mitspracherechte, welche viel verhindern.